Logo Verlag z
e
i
t
s
c
h
r
i
f
t

f
ü
r

l
i
t
e
r
a
t
u
r





litera[r]t
[heft 10] [juni 2014] wien - st. wolfgang



blättern [zurück] [weiter]
[zeitschriftenindex]
troubadix – eine wiederbegegnung
Raimund Bahr


im band eins asterix der gallier wird troubadix wie folgt vorgestellt: troubadix ist der barde! die meinungen über sein talent sind geteilt: er selbst findet sich genial alle anderen finden ihn unbeschreiblich. doch wenn es nichts sagt ist er ein fröhlicher geselle der von allen unterschätzt wird… . schon allein diese charakterisierung ist bezeichnend. unbeschreiblich finden ihn die anderen. ihn. nicht seinen gesang. nicht seine texte. wenn er nichts sagt also nicht textet dann ist er ein fröhlicher geselle und wird unterschätzt.
schon im ersten band auf seite neun wird klar was die dorfbewohner von ihrem barden halten.
asterix: ah sieh da! troubadix unser barde!
troubadix: ich werde einen gesang anstimmen der den kriegern mut einflößt!
asterix: ich hab zu tun!
obelix: ich muß einen haufen hinkelsteine abliefern.
majästix: der himmel falle mir auch den kopf! es ist schon spät!
troubadix: barbaren! sie verstehen nichts von guter musik.
das kenne ich. die verkannten genies. die welt die nicht erkennen will wie gut der gesang oder das geschreibe ist das aus ihrer feder fließt. da wird das publikum schnell zu einem haufen barbaren. ein autor ist endlich mit einem text fertig und dann wird er selbst publiziert noch ignoriert. sicher ein paar finden ihn gut. manche sind begeistert. aber im grunde herrscht schweigen im feuilleton. was der feuilletonist nicht kennt kann er nicht beschreiben. kann er nicht kritisieren. weder lobend noch vernichtend. da ist troubadix noch gut bedient. er wird zumindest ignoriert. öffentlich. vor ort. von seinen leuten.
auf seite neunzehn schließlich wird troubadix in seiner funktion als barde gebraucht. das dorf will feiern. er wird herbeigerufen: los troubadix! wir warten! er ist für die dramaturgie wichtig. die autoren wollen einen römischen spion entlarven. also darf er singen.
troubadix: los! einen schritt nach rechts einen schritt nach links! die einen vor die anderen zurück! begrüßung! gebt euch die hand! zieht euch am schnurrbart!
nach entlarvung des römers verschwindet er aus dem bild und nur noch seine töne sind gezeichnet zu sehen. friedrich schiller würde sagen: der mohr hat seine schuldigkeit getan der mohr kann gehen.
im ersten band auf seite achtundvierzig darf er singend mit am tisch sitzen. er ist teil der dorfgemeinschaft. fragt sich was er angestellt hat dass er in späteren heften nicht mehr am tisch sitzen darf. sehen wir mal was vor sich geht in diesem dorf das als einziges dem großen cäsar widerstand zu leisten wagt.
im zweiten band kommt es bereits auf seite acht zum ersten missverständnis zwischen troubadix und einem dorfbewohner. asterix – obelix – miraculix und nicht zu vergessen idefix brechen nach ägypten auf. troubadix kommt hinzu und tippt einem dorfbewohner auf die schulter – ich denke es ist verleihnix – und sagt: he!
verleihnix darauf. hmmm! nein du wirst nicht singen. troubadix! nein! du wirst nicht singen! dabei drischt er ihm mit seiner faust mehrmals hart auf den kopf.
troubadix darauf: aber ich wollte doch gar nicht singen! ich wollte ihm nur sagen dass er auf meinem fuß steht.
ja diese situation kennt jeder künstler. immer fühlt sich das publikum von uns belästigt. allein unser auftreten fordert ja schon auf stellung zu beziehen. meist ist es abwehr was zu schlägen anlass gibt. was wird der autor von uns fordern? zuhören? nun das ginge ja noch an. vielleicht fordert er uns wie am schluß von der gute mensch von sezchuan auf eine seit ezu wählen. die gute seite. aber was tun wenn einer nicht weiß was die richtige – die gute – seite ist? ein guter mensch ist gesucht. und vielleicht bin ich es der hier gesucht wird? da verprügel ich doch lieber den künstler bevor er irgendetwas sagen kann was mich berührt oder verstört oder erregt oder verärgert. der künstler als störfall. auch wenn er es manchmal gar nicht ist. manchmal ist ihm nur danach die menschen aufzufordern ihm von der pelle zu rücken weil ihm ihre körperausdünstungen oder stammtischphrasen auf die nerven gehen.
nach dem tanz verschwindet troubadix wieder von der bildfläche. wie übrigens das ganze dorf. am ende kehren die vier helden zurück und es gibt ein fest. troubadix sagt auf seite achtundvierzig: ich werde sofort ein kleines lied vorbereiten … . alle flüchten wortlos. nur einer bleibt stehen.
nächste szene: regieanweisung: das gallische dorf empfängt seine helden traditionsgemäß mit stürmischer begeisterung und einem festmahl … alle sitzen um den runden festtisch. nur troubadix sitzt geknebelt und gefesselt an einen blühenden frühlingsbaum gelehnt. was hat er getan. er hat angekündigt zu singen. nicht irgendetwas wie ich meine. sondern er wollte die helden besingen. eine ode anstimmen. also etwas durchaus nützliches und systemkonformes. er ist also kein rebell. doch allein das erheben der stimme reicht aus ihn zu knebeln und zu fesseln. also hat er recht seine mitbewohner barbaren zu nennen. siehe oben.
im dritten band asterix als gladiator hat er schließlich seinen großen auftritt. auf seite fünf verläßt troubadix das dorf um im wald spazieren zu gehen. dabei hat er seine lyra dabei. es entspinnt sich zum abschied zwischen asterix und obelix und troubadix ein dialog.
troubadix: auf wiedersehen asterix ich geh‘ in den wald spazieren.
asterix: wiedersehen troubadix!
obelix: nein troubadix! geh lieber nicht in den wald!
troubadix: deine fürsorge rührt mich obelix!
obelix: nicht doch ich meine nur wenn du im wald singst vertreibst du die wildschweine.
troubadix: flegel! wildschweine verstehen meine musik besser als du!
obelix: logisch! du singst ja auch wie ein schwein!
obelix und asterix können sich vor lachen kaum noch auf den beinen halten.
troubadix: barbaren! ignoranten! wüstlinge!
beachtenswert ist die steigerung der beschimpfungen. bis zu diesem zeitpunkt war das singen nur eine belästigung. nun wird troubadix auf die ebene eines schweins herabgewürdigt. der künstler als schwein. nun troubadix reagiert mit der steigerungsformell: barbaren! ignoranten! wüstlinge! ein wüstling: asterix und obelix? laut duden ist ein wüstling ein sexuell ausschweifend lebender mensch. also wenn die beiden etwas nicht sind dann das. ignoranten mag sein. barbaren ganz sicher. aber wüstlinge? auch so etwas was künstler oft erfahren. ihre retoukutschen als die ihre texte durchaus gelesen werden können gehen oft ins leere. weil sie auf die gesellschaft oft beleidigt reagieren. und das macht die dinge oft schwierig und die texte gehen ins leere. verstärken das missverständnis zwischen künstler und publikum. nüchterner umgang mit der welt wäre gefragt.
nun weiter im text: troubadix geht in den wald und singt. und klar: alles flieht. die tiere und auch die römische patrouille. und was sagen die römer: sie haben geheime waffen diese gallier. die sollten von der internationalen genfer kommission verboten werden. gemeint ist natürlich die un menschenrechtskommission. in dieser aussage verbergen sich zwei wichtige erkenntnisse. erstens: das wort als waffe. der künstler als mittel der propaganda. oft im krieg eingesetzt. oft auch als propagandist gegen den krieg. denn krieg herrscht hier ja in gallien. doch gleichzeitig wieder seine abwertung. sein singen ist wie folter. wieder das belästigte publikum. er soll nur ja nicht singen denn es ist schmerzhaft. die aussage der kunst als schmerzhafter prozess für das publikum. im naturalismus durch mitleiden mit dem geschehen auf der bühne. im mittelalter die läuterung durch künstlerische darstellung. alles enthalten in diesen wenigen sätzen. das spannungsfeld zwischen kunst und publikum kommt hier in besonderer weise zum ausdruck. verschoben um eine oktave. transponiert. wird der prozeß ironisiert. seine kernaussage verdeckt. raffiniert gemacht von den asterixmachern.
schließlich stecken sich die römer petersilie in die Ohren und hauen solange auf den barden ein bis sie ihn mitnehmen können. schließlich haben sie auftrag ihn zu fangen. erst wenn sie sich seiner kunst verschließen können sie ihn überwältigen. was für ein schönes bild. wer die kunst hört ist unfähig den künstler zu erledigen oder sich ihm zu entledigen.
als das dorf wind bekommt vom verschwinden ihres barden nimmt die geschichte eine interessante wendung. eigentlich könnten nun alle aufatmen. schließlich ist der lästige sänger endlich verschwunden. aber: so sehr er ihnen auch auf die nerven gehen mag wenn er angegriffen wird ist die gemeinschaft wichtiger als die aversion gegen die kunst. der dialog auf seite neun lautet:
asterix: o miraculix! unser barde ist verschwunden! (hier hat sich ein fehler eingeshclichen im heft. am baum steht majestix. das verschwinden des barden scheint asterix so zu verwirren dass er den häuptling mit dem druiden verwechselt.)
majestix: du willst mich wohl erheitern.
asterix: die römer haben ihn gefangen genommen!
majestix: waas? beim teutates! selbst wenn das eine lustige idee ist die die römer da hatten! so was ist kein spiel und darf nicht passieren! wir müssen uns beim feind respekt verschaffen!
doch die gallier kommen zu spät. der barde ist bereits auf dem weg nach rom. gefesselt. wie immer. auf einer galeere. den barden rührt das schicksal der galeerensträflinge. er bietet an sie mit einem lied zu erheitern. und wie der leser sich denken kann. es endet mit panikattacken auf seiten des publikums. den sträflingen.
sträflinge: erbarmen! wir möchten lieber die peitsche. unsere arbeit ist zwar nicht immer lustig aber das hier ist unmenschlich. wenn der gallier ruhig ist versprechen wir tüchtig zu rudern.
troubadix: bande von ignoranten! rohlinge! ihr werdet euer leben noch alle auf galee … na ihr seid ja ohendies schon drauf!
auch hier wieder die ohnmacht des künstlers offensichtlich und die panik des publikums vor der kunst selbst. ein bild das auch in anderen heften in unterschiedlichsten varianten wiederkehrt. doch auch hier geht die replik von troubadix ins leere. denn für die ihre panikattacken die er persönlich nimmt kann er das publikum nicht mehr bestraft werden. sein fluch geht ins leere denn tiefer kann das publikum nicht mehr sinken als auf die ruderbank einer galeere.
schließlich wird troubadix in ketten gelegt und geknebelt. er endet also wie bei jedem beliebigem festmahl. eine ähnliche szene wo er an einer festtafel sitzt die nicht im dorf steht und gefesselt ist im band siebenundzwanzig der sohn des asterix. auf einem schiff der kleopatra.
danach geht die reise weiter und er wird schließlich cäsar in rom vorgeführt. der dialog geht wie folgt.
präfekt: ave cäsar!
cäsar: ave alavacomgetepus präfekt der gallier!
präfekt: das ist mein geschenk o cäsar! ein gallischer barde vom stamme der unbesiegbaren aus dem bezirk kleinbonum.
troubadix (denkend): man preist mich an wie ein souvenir … als wäre ich eine ordinäre bemalte muschel.
cäsar: ein barde? wie interessant!
troubadix (denkend): da kannst du lange warten ehe ich für dich singe. und du weißt nicht einmal was du dabei versäumst.
cäsar: danke präfekt für das originelle geschenk. du kannst dich zurückziehen!
cäsar lässt den trainer der gladiatoren kommen und fragt ihn ob er aus dem barden einen gladiator machen könne.
obtus: äh nein o cäsar er ist zu schwach! zu wenig fleisch dran.
troubadix (denkend): wenn ich mich nicht zurückhalten würde… .
cäsar: gut gut dann werfe man ihn bei den nächsten spielen den löwen vor. bringt ihn fort.
nun da frag ich mich doch was wäre denn wenn er seien zurückhaltung aufgeben würde. würde er cäsar beschimpfen. und warum gibt er seine zurückhaltung nicht auf? was hindert ihn daran für cäsar zu singen. was jedenfalls sicher ist. für den künstler gibt es keine andere verwendung als die des künstlers. für die gesellschaft ist er nutzlos. wenn er als künstler versagt muss er den tieren zum fraß vorgeworfen werden. gut heute landet ein künstler der zu nichts taugt auf dem arbeitsamt. ein humaneres ende aber auch nicht besonders berauschend. von tierfraß zum sozialen abfall. was für eine existenz.
um die geschichte abzukürzen. asterix und obelix finden den barden. er wird noch ein zweimal gedemütigt bis er auf seite einundvierzig noch eine aktion liefern kann die auch für einen künstler bezeichnend ist. dialog cäsar troubadix.
troubadix begrüßt cäsar in der arena mit einem wie geht’s julius? cäsar antwortet: lasst die löwen los! die flüchten natürlich. troubadix singt für zweihundertfünfzigtausend römer. alle laufen davon. was steckt in dieser szene. im besten fall der autoritätsverlust der mächtigen vor der kunst. der künstler troubadix duzt cäsar. der lässt einfallslos wie mächtige sind die löwen auf ihn los. das alte spiel.
kurz und gut: das heft endet damit dass troubadix beim festmahl an der hauswand seines baumhauses gefesselt und geknebelt sitzt während die anderen feiern. untertitelt ist die szene mit folgendem satz: und wäre troubadix nicht das opfer einer technischen panne geworden – ganz gegen seinen willen – so hätte er sicherlich gesungen.
da frag ich mich als nächstes: was muss ich mich unter dieser technischen panne vortsellen? eine technische panne die zur fesselung und knebelung des künstlers führt?
egal. alles muss ich nicht verstehen.
also: meiner meinung kristallisieren sich mehrere formen des einsatzes des barden troubadix in den asterixheften heraus die mit der situation von künstlern zu tun haben.
erstens: der künstler als dramaturgisches mittel an stellen wo sein einsatz zwingend für den fortgang der handlung erforderlich ist.
zweitens: der künstler als propagandist.
drittens: der künstler als legitimes mitglied der gemeinschaft. wenn getanzt werden muss oder wenn streit zu schlichten ist kommt er zum einsatz. tanz ohne musik wäre sinnlos. dort wo streit geschlichtet werden muss bleibt nur der neutrale schiedsrichter und der barde gilt als außenstehender der eigenen kultur als neutraler beobachter. da nimmt die gemeinschaft sogar seine kunst in kauf.
viertens: der künstler als notwendiges übel. ein dorf braucht einen künstler. aber besser wäre er hielte den mund.
fünftens: als schlussgag. er wird gefesselt. geknebelt. ausgeschlossen. manchmal gibt es ja auch ausnahmen von dieser regel. zum beispiel in heft fünfunddreißig: da sitzt der volkszähler am baum. im heft achtundzwanzig automatix. im heft elf ist es der chef höchstpersönlich der nicht aus dem haus darf am abend des festes. seine frau gutemine verbietet es ihm. der schlussgag wird so manchmal zum doppelten schlussgag. eine eingehendere analyse der einzelnen hefte würde vielleicht zeigen wie die rolle des barden und seine fesselung am ende zusammenhängen.
grundsätzlicher ist das verhältnis des künstlers zu seinem publikum durch ignoranz auf seiten des publikums gekenzeichnet und durch beleidigtsein auf seiten des künstlers. es ist eine koexistenz in der gegenseitigen abwertung des jeweils anderen gesellschaftlichen teils. das kommt mir bekannt vor. es ist das verhältnis der gesellschaft zum modernen künstler der sich nicht gesellschaftskonform verhält und dort wo er es tut zum hanswurst verkommt.
die beispiele aus den heften ließen sich weiter fortsetzen. im band vier wird er als therapie gegen gedächntnisverlust des druiden auf seite dreizehn eingesetzt. einmal sogar trifft er auf einen welterfahrenen jungen mann aus lutetia – dem damaligen paris – in asterix und die normannen – heft neun. der mann kann singen dass alle zu tanzen beginnen. moderne popkultur aus lutetia gegen heimatlieder aus dem dorf der unbeugsamen. eigenartigerweise kommt die popkultur besser an als der heimatverbundene dichter. auch hier das schicksal des künsters. kaum kommt ein sänger oder eine sängerin (in asterix und maestria band neunundzwanzig) von außen wird der barde doppelt gedemütigt. einerseits als der künstler des dorfes der nichts gilt andererseits weil ein künstler von außen durchaus emotionen positiver art in den bewohnern wecken kann.
troubadix kann also als geschichte gelesen werden in der das verhältnis des künstlers zu seiner ihn umgebenden gemeinschaft abgehandelt wird. erfahrungen wie sie troubadix gemacht hat kann jeder künstler vorweisen auch wenn er nicht wie dieser an einen baum gefesselt beim festmahl endet. obwohl als künstlerischer und schwärmerischer nicht immer an der realität orientierter mensch kann einer schon mal als kind am marterpfahl enden. ich selbst bin diesem schicksal bisher entgangen. den mund haben sie mir oft verboten wenn auch ohne knebelung. moderne zeiten haben moderne methoden der künstlerverhöhnung. doch ich hab mir immer wieder sprecherlaubis erteilt – auch gegen die interessen der dorfgemeinschaft und einzelner individuen. troubadix ist zwar teil der gemeinschaft aber in ihr ein krasser außenseiter. außenseiter.
doch manchmal darf er mit am tisch sitzen. dann wenn er großes geleistet hat. aber meist hängt er mit verbundenem mund und eingeschnürt von einem baum. eigentlich unmenschlich wie die wunderbaren nörgler des dorfes mit ihm umspringen. als künstler möchte nicht an so einem baum hängen. ich will einfach nicht so hilflos und mit zugeschnürter kehle und atemlos an einem baum hängen während die anderen feiern und sich den bauch vollschlagen und dann betrunken nachhause gehen. nie ist davon die rede wie troubadix wieder vom baum herunter kommt. im nächsten abenteuer ist er jedenfalls wieder da. wird verprügelt. beschimpft. ausgelacht. verspottet. wie eh und je. wie seit anbeginn der tage.
zuvorletzt: text hat troubadix nicht viel. laut seinen dörflichen mitbewohnern muss er ja ein schrecklicher sänger sein. die normannen andererseits dachten sein gesang würde flügel verleihen. auch das ein missverständnis. vielleicht ist das eine der wichtigsten troubadixerfahrungen die ein künstler machen kann: missverständnisse auszuhalten. jene die von ihm und seinen werken ausgehen und jene die vom publikum ausgehen bei ihrem versuch ihn und seine werke zu interpretieren. sie sich anzueignen. letztlich ist die quelle des missverstandseins ohne belang. ergebnis ist dass beide seiten nicht zu einander kommen können.
zuletzt: ein fest ohne den abwesenden troubadix ist nicht perfekt. das heißt selbst in seiner abwesenheit und seiner gefesselten situation erfüllt der barde – der künstler – noch eine funktion. er lässt sich nicht aus der welt schaffen. er sitzt zwar abseits der festtafel. aber immer im vordergrund des bildes. das publikum. wir die leser und leserinnen können an ihm nicht vorbeischauen. wir können nur teil des festes werden wenn wir auch zur kenntnis nehmen dass das fest nur gelingen kann wenn der barde ausgeschlossen werden. wenn gefeiert wird muss die kunst außen vor bleiben.



© beim autor

Logo Verlag
blättern [zurück] [weiter]
[zeitschriftenindex]