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Zwei Gedichte


For Future

Ja, wir werden uns erinnern, wir werden sagen
einmal waren wir jung, weiß, in Milch getüncht
Schwere Leichtigkeit drückte die Herzen
Wir werden uns erinnern, wie wir uns erhoben

damit sie uns wahrnehmen, wie wir hinaustraten
aus den Engen, Ängsten, aus nichtssagenden Worten
Wir erfanden neue Worte, malten neue Zeichen
Träume und immer in Bewegung mit selbstge-

bastelten Fahnen, gegen Stimmen, die alles bestimmten
gegen Versprechungen, die nicht hielten
Die Zeit war reif, die Vögel verstummten
auf den Dürren, der Atem stockte, die Erde

brannte, sie rief nach uns, wir fühlten es in den
stürmischen Nächten, schwitzenden Gesichtern
Jedes Gesicht hat seine Geschichte, jede Geschichte hat
ihr Geschick, hat Präsens, Imperfekt, Futur
Zum Überleben braucht man Futur


xxx


Ich hänge die Träume ab, werfe sie in den Mülleimer
tanze die ganze Nacht, der Morgen lacht
Die Vögel schweigen wie verrückt, ich steige auf die Luftleiter
will sie trösten, ich komme aus dem Dreck nicht weiter

Die nackte Wahrheit wünscht sich Kleider, will Samt
Seide und noch was Feines, soso, die eine nackt
die andere bekleidet, sagst du und welche ist
uns zumutbar

Es gibt Gedichte, die hinter uns sorglos flattern
und die auf uns geduldig warten
und Gedichte gibts lauwarm
und manche zünden die Gehirne an

Jahrzehntelang suchten wir das Versprochene
die Beine sind kaputt, der Blick erstarrt, du sagst, sieh
das verdorbene Paradies, womit wird man uns jetzt locken

Irena [Habalik]


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