[zurück] | blättern | [weiter]


Die Hölle

Wir
Haben
Das Letzte
Gegeben
Nachdem man uns schon
Alles andere
Genommen
Hatte
Die Kleidung
Die Schuhe
Den Schmuck
Die Brillen
Die Haare
Das Zahngold
Sagten
Die anderen
Holen sie später

Unser kurzes Leben
Längst zu lang
In der Qual
Ob drei, vier oder
Neunzig Jahre
Gaben wir dahin
Zum Ruhm anderer
Wir
Haben dem Belzebub
Gegeben
Was des Satans ist
Das Letzte
Was wir hatten
Das Gold unseres
Gedärms
Zum Heil
Und
Dung
Für den Führer der
Massenvernichtung
Den Trommler
Der nach zwölf Jahren
Feige im Keller
Sich selbst den jämmerlichen Tod
Gab
Nach der
Heirat
Und dem
Testament
Obwohl es nichts mehr zu
Vererben gab
Als Schutt, Trümmer und Knochen

Aus der Ferne hörten wir das Heranbrausen eines
Zyklons
Ein Wagen
Mit einem großen roten Kreuz
An der Seite
Ihm entstiegen
Männer mit silbernen Dosen
Und wer A sagt
Muss
Auch B sagen
Das weiße lila Korn
Saat des Todes
Keine
Nahrung für unsere
Ausgemergelten
Leiber
Von Männern mit Gasmasken
Geöffnet
Oh Freud, Sigmund!
Du Vater der Theorie des
Geizes
Auch dir huldigten wir
Wir waren nicht geizig
Im Todeskampf
Wir haben das Letzte
Gegeben
Das Letzte gespendet
Das wir noch
Hatten
Das Gold unseres Gekröses
Den Kot
Zum Ruhm
Eines immerwährenden Reiches
Nicht das Tausendjährigen
Sondern des Zwölfjährigen
Zwölf Jahre sind genug
Da kann einer schon
Herkommen
Und alles
Kaputt machen
Zwölf Jahre Totenreich
Das
Reicht
Noch im Tod
Haben wir
Gespendet
Das Letzte
Kot für neue Saat und
Knochen für
Seife

Bevor wir
reingetrieben
Wurden
Keimt in uns eine letzte dumme
Hoffnung
Auf
Im Spalt zwischen Wissen und Angst
Es
Möge
Doch etwas
Sein
Das uns
Wohltut
Ein Wundermittel
Zur Reinigung
Unserer Körper
Der zerschundenen
Nachdem unser Geist
Bereits rein war
Von all den Schlägen
Dem Hunger
Den Tritten und
Hundebissen

Dass es uns jetzt
Wohlergehen würde
Obwohl wir doch
Wussten
Dass nur noch eines
Kommen konnte
Das Ende

Michael [Hetzner]


[zurück] | blättern | [weiter]

startseite | litera[r]t | autor*innen | archiv | impressum